Die Wahl der richtigen Rechtsform stellt viele Existenzgründer vor Probleme.
Da es sich aber um ein sehr entscheidendes Thema handelt, und die falsche Rechtsform die Entwicklung Eures Unternehmens stark negativ beeinflussen kann, werde ich eine eigene Artikelserie mit dem Namen „Die richtige Rechtsform“ starten.
Ich werde Euch von nun an jeden Montag jeweils eine der gängigsten Rechtsformen ausführlich vorstellen, die Vor- und Nachteile erläutern und erklären für welchen Gründertyp welche Rechtsform am besten geeignet ist.
Dieser Artikel soll am Ende als Übersichtsseite dienen und Euch bei der Wahl der richtigen Rechtsform für Euer Unternehmen helfen. Von hier aus werde ich dann auch alle Artikel der neuen Artikelserie verlinken.
Die gängigsten Rechtsformen im Überblick
Übliche Rechtsformen bei Existenzgründung durch eine Person
- Einzelunternehmen
- Ein-Personen-GmbH
- Unternehmergesellschaft (UG)
Auch eine Aktiengesellschaft (AG) kann theoretisch von einer Person gegründet werden. Dies ist aber bei einer Existenzgründung wohl eher die absolute Ausnahme…
Mögliche Rechtsformen wenn das Unternehmen durch mehrere Personen gegründet wird
- Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)
- Unternehmergesellschaft (UG)
- Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR)
- Offene Handelsgesellschaft (OHG)
- Komanditgesellschaft (KG)
- GmbH & Co. KG
- Aktiengesellschaft (AG)
Kriterien bei der Wahl der richtigen Rechtsform
Ein entscheidender Punkt ist beispielsweise, ob man das Unternehmen alleine gründen möchte oder ein bzw. mehrere Geschäftspartner beteiligt sind.
Zudem ist der Wahl der richtigen Rechtsform auch entscheidend wie viel Startkapital zur Verfügung steht.
Soll die Haftung eingeschränkt werden, soll der Unternehmer also nicht mit seinem kompletten Privatvermögen für das Unternehmen haften, dann muss dies ebenfalls schon bei der Gründung berücksichtigt werden.
Die Rechtsform wirkt sich auch darauf aus, wie leicht Ihr Kredite von der Bank bekommt. Prinzipiell ist es der Bank lieber, wenn möglichst viele Personen mit ihrem Privatvermögen haften.
Abhängig von der Rechtsform seid Ihr verpflichtet zu bilanzieren oder eine Gewinn- und Verlustrechnung aufzustellen.
Unter Umständen seid Ihr auch verpflichtet, Euch ins Handelsregister eintragen zu lassen, Eure Bilanz zu veröffentlichen (Publizitätspflicht) oder geltet als Kaufmann im Sinne des HGB.
Die Wahl der richtigen Rechtsform hat also entscheidenden Einfluss auf Euer Unternehmen und sollte gut durchdacht sein!
Welche Rechtsform ist denn nun die richtige für mich?
Die Antwort lautet wie immer: Es kommt drauf an! 🙂
Darauf kann man keine pauschale Antwort geben, sondern das muss im Einzelfall geprüft werden, da auch eine ganze Menge persönlicher Umstände Einfluss auf die Wahl der Rechtsform haben.
Zudem bin ich weder Rechtsanwalt noch Steuerberater, sondern kann Euch nur meine persönliche Einschätzung der Dinge mitteilen.
Aus meiner Sicht lassen sich aber einige grundlegende Aussagen treffen:
Die richtige Rechtsform für 1-Personen-Unternehmen
Existenzgründer, die vorhaben sich alleine selbständig zu machen, gründen üblicherweise ein Einzelunternehmen wenn…
- sie schnell und unkompliziert gründen wollen
- sie wenig Startkapital haben/benötigen
- eine Beschränkung der Haftung (vorerst) nicht nötig ist
- es kein Problem darstellt, dass der eigene Name in der Unternehmensbezeichnung mitgeführt wird
Eine GmbH wird von alleinigen Existenzgründern in der Regel dann als Rechtsform gewählt, wenn schon bei Gründung abzusehen ist, dass das Unternehmen relativ schnell eine gewisse Größe erreichen wird. Sei es durch eine Anschubfinanzierung von Investoren oder durch bereits vorhandenes Startkapital. Die Gründung einer GmbH kann für den Gründer unter Umständen auch steuerlich von Vorteil sein.
Bei der Unternehmergesellschaft (UG) handelt es sich um eine Sonderform der GmbH, die mit 1€ Startkapital gegründet werden kann. Diese Unternehmensform ist bei Existenzgründern mittlerweile sehr beliebt, da die Haftung auf die Höhe der Einlage beschränkt ist.
Wir möchten aber mit mehreren Personen gründen
Soll die Eistenzgründung durch 2 oder mehr Personen erfolgen, bieten sich dem Gründerteam deutlich mehr Gestaltungsmöglichkeiten bei der Wahl der Rechtsform.
Die einfachste Form ein Unternehmen mit mehreren Gesellschaftern zu gründen, stellen die GbR und die OHG dar.
- Einfache Gründung durch Abschluss eines Gesellschaftsvertrages
- Kein Startkapital zur Gründung notwendig
Die Unterschiede zwischen GbR und OHG werden auch in diesem Artikel sehr gut erklärt.
Mein Tipp ist, in jedem Fall einen schriftlichen Gesellschaftsvertrag auszuarbeiten, in dem man sich auf die wichtigsten Punkte der Zusammenarbeit verständigt. Dies hat absolut nichts mit Misstrauen gegenüber den mitgründenden Gesellschaftern zu tun! Je detaillierter der Gesellschaftsvertrag ist, desto weniger Streitpotential ist später vorhanden.
Soll die Haftung der Gesellschafter eingeschränkt werden, bietet sich die Gründung einer GmbH an. Allerdings wird dazu ein Startkapital von 25.000€ benötigt.
Die Vorteile der GmbH habe ich ja im oberen Abschnitt zur Gründung von 1-Personen-Unternehmen erläutert. Diese gelten natürlich auch bei Gründung einer GmbH durch mehrere Personen.
Etwas seltener verbreitet ist die Gründung einer Kommanditgesellschaft (KG), dabei kann diese Rechtsform auch für Existenzgründer durchaus vorteilhaft sein:
- Nur eine Person tritt als Vollhafter sein. Dies kann auch eine juristische Person sein, also z.B. eine GmbH (siehe GmbH & Co. KG)
- Einfachere Regelung bei Privatentnahmen als bei der GmbH (Stichwort „verdeckte Gewinnausschüttung“ )
- Möglicherweise steuerliche Vorteile durch den Gewerbesteuerfreibetrag von 24.500€
Fazit
Ich würde Euch empfehlen, Euch vor der Gründung kompetente Beratung zu suchen, wenn es um die Frage geht, welche Rechtsform für Euer Gewerbe am besten geeignet ist.
Dies kostet zwar in der Regel einige Euro, ist aber sehr gut angelegtes Geld.
Die spätere Änderung der Rechtsform ist meist mit enormem Aufwand und häufig auch mit enormen Kosten verbunden.
Daher würde ich mir Gedanken machen, welche Punkte für mich als Gründer bezüglich der Rechtsform wichtig sind, diese dann notieren und einen Steuerberater bzw. einen Rechtsanwalt aufsuchen. Bei Gründung durch mehrere Gesellschafter macht es auch Sinn, den Gesellschaftsvertrag durch einen Rechtsanwalt ausformulieren zu lassen.
Moin Daniel,
ein sehr hilfreicher Artikel. Für unser StartUp http://www.holzcheck24.de haben wir haben uns als 3-Mann-Team für eine GbR entschieden – vor allem im Vergleich zur UG(haftungsbeschränkt) aber auch zur OHG – steht die im besseren Licht. Hintergrund ist vor allem, dass wir risikolos starten werden und daher die Haftungsfrage nicht zu stark ins Gewicht fiel. Gleichzeitig ist Sie schnell und günstig zu gründen – perfekt für ein Modell mit Testmarkt/Beta-Launch Planung. Vor dem Hintergrund würde ich auch immer die Kosten der Überführung in eine andere Gesellschaftsform mit im Blick behalten und vor dem Hintergrund, dass keine Gründung risikolos ist auch die Abwicklungskosten, wenn alles scheitert.
Beste Grüße,
Tim
Vielen Dank für den informativen Beitrag! Es gibt ja wirklich so einige verschiedene Rechtsformen. Um alles richtig zu machen, würde ich mich auf jeden Fall an einen Spezialisten auf diesem Gebiet wenden!